Durch Zufall hat meine neue Besitzerin erfahren, dass mein Bruder und ich noch ein Zuhause suchten und als ich sie dann das erste Mal gesehen habe, fand ich sie gar nicht so übel. Jedenfalls habe ich mich irgendwie zu ihr hingezogen gefühlt, was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte. Tja, nach elf schönen Wochen im Kreise meiner Familie zog ich dann nach Kropp.
Zugegeben, im Auto habe ich etwas geweint, bin dann aber darüber eingenickt. Nachdem wir endlich angekommen waren, musste ich erst mal meine Blase entleeren – natürlich in einem Grünstreifen.
Frauchen hat mich dafür auch gelobt und irgendwas gesagt aber das habe ich damals noch nicht ganz verstanden.
So, dann mal rein in die gute Stube. Alles neue Gerüche und irgendwie roch es auch nach Hund. Vielleicht ein Spielkamerad? Denkste, eine alte, mürrische und unfreundliche Hündin kam mir entgegen. Na, Klasse! Und dann noch der Typ, der mich mit tiefer Stimme begrüßte – bloß weg hier…
Das war mein Einzug ins neue Heim. Inzwischen sind 5 Monate vergangen, ich habe viel gelernt und meine Familie ist echt super. Mit „Cindy“ komme ich eigentlich auch ganz gut zurecht, sie ist zwar immer noch mürrisch und spielen mit ihr ist auch nicht aber ich darf schon viel mehr als am Anfang.
Am meisten Spaß macht es ja, sie zu ärgern und dann ganz schnell abzuhauen (meistens klappt das auch). Sie hat mir aber auch eine ganze Menge beigebracht, z. B. dass man vor Flugzeugen, Jahrmärkten, Flohmärkten und großen Veranstaltungen keine Angst haben muss.
Sie hat mir auch gezeigt, wie man sich im Restaurant und in Geschäften benimmt, wie man abliegt und dass es nicht lohnt zu jaulen oder zu bellen, wenn man mal Zuhause bleiben muss. Auch das Pfötchen geben habe ich von ihr abgeguckt.
Manchmal streifen wir auch durchs Gelände, ich liebe hohes Gras aber ich verstehe nie so ganz, warum sie so endlos lange an einer Stelle rumschnüffelt. Schwimmen hat sie mir auch beigebracht.
Die ist da ganz wild drauf und dann bin ich einfach mal hinterher gegangen. Das war ein merkwürdiges Gefühl und als ich dann den Boden unter den Füßen verloren habe, musste ich erst mal ein bisschen weinen aber dann war alles in Ordnung.
Ich habe auch meinen Bruder wieder getroffen. Der lebt bei einem schwer sehbehindertem Ehepaar und ich habe ihn auch schon besucht. Mein Frauchen sagte mir, dass wir in Kiel Stadttraining machen und ca. 3 Tage in Preetz übernachten. Wir haben uns sehr gefreut, uns wieder zu sehen und wir haben gegenseitig viel voneinander gelernt.
Ich kannte bis dahin keine Zug- und Busfahrten aber Quax hat mir signalisiert, dass das alles nicht so schlimm ist. Und wirklich, eigentlich eine recht bequeme Geschichte um von einem Ort zum nächsten zu kommen. Wir waren auch zusammen bei Kloppenburg und Lidl einkaufen. Wir treffen uns ca. 1-mal im Monat und unternehmen was zusammen, das ist echt Klasse.
Ich lerne gerne und viel, bin neugierig und will immer dabei sein. Seit März besuche ich einmal die Woche Menschen, die an einer Demenz und an Morbus Alzheimer erkrankt sind. Die Bewohner dieser Hausgemeinschaft sind echt nett und die freuen sich total, wenn ich komme. Sie erwarten mich schon in einem Stuhlkreis sitzend und ich bekomme von jedem zur Begrüßung ein Leckerli, dann spielen wir meistens mit dem Ball.
Zwischendurch bekomme ich viele Streicheleinheiten, Liebkosungen, Komplimente und noch mehr Leckerlis. Manchmal lege ich mich auch bei jemanden auf die Füße, döse ein wenig und lasse mich massieren.
Inzwischen gehen wir auch noch in eine andere Hausgemeinschaft. Da sind die Bewohner schon etwas unruhiger und wir besuchen die Personen einzeln. Bei vier Personen gehen wir auch in die Zimmer, wir klopfen an und fragen, ob wir reinkommen dürfen. Bis jetzt haben uns alle eingeladen, einzutreten.
Dann habe ich mir das Zimmer angesehen und mich verwöhnen lassen, während Frauchen mit den Leuten gesprochen hat. Auch in dieser Hausgemeinschaft bekomme ich meine Leckerlis aber es ist schon ein anderer Einsatz.
Tja, ich habe noch viel zu lernen aber ich habe ja auch noch viel Zeit. Frauchen nimmt mich immer mit, wenn es etwas Interessantes zu sehen gibt. Inzwischen darf ich sie auch in Kropp regelmäßig zu Aldi und Lidl begleiten. Dann kaufen wir zusammen ein und die Menschen sind echt nett zu mir. Am schönsten ist es aber, wenn ich andere Hunde treffe und wir miteinander rumtoben können. Ich bin schon mit einem Pony und einer Ziege zusammen im Wald spazieren gegangen, das war auch spannend.
Ich passe auch gerne auf die Babys von Frauchens Schwester auf. Gut, sie wissen noch nicht, dass sie den Ball, den ich ihnen hinlege, wieder wegwerfen sollen, sie wissen auch nicht, dass eine Hundenase empfindlich auf Kneifen reagiert, dass am Fell ziehen weh tut… aber sie sind ja auch noch klein.
Und wenn sie größer sind, spielen wir bestimmt zusammen Fußball und haben viel Spaß.
Herrchen ist begeisterter Trompeter und spielt auch in einem Musikzug. Da bleibt es nicht aus, dass ich mir auch mal ein Konzert angehört habe.
Ich habe gedacht, mir platzt das Trommelfell und ich habe in Gedanken schon konkrete Fluchtpläne geschmiedet.
Aber irgendwie war ich der Einzige, der an Flucht dachte – für alle anderen war der Krach total normal – die haben am Ende sogar noch geklatscht (war auch ganz schön laut). Naja, inzwischen habe ich mich dran gewöhnt aber ich werde bestimmt kein Instrument spielen!
Für mich ist das Leben sehr spannend, aufregend und schön und ich werde bestimmt mal ein guter Therapie- und Behindertenbegleithund. Ich freue mich schon auf die nächsten Seminare. Dann kann ich zusammen mit den anderen Hunden tolle Übungen und Ausflüge machen, das macht in einer Gruppe einfach viel mehr Spaß.
Inzwischen bin ich ausgebildeter Therapie- und Behindertenbegleithund, genauer gesagt, seit dem 14. November 2005. Im Mai 2006 habe ich dann auch die Begleit- und Verkehrshundeprüfung beim IRJGV in Heide erfolgreich bestanden.
Am 11.02.2007 habe ich bei der Super-German-Classic-Show in Kellinghusen ein V1 für meinen Körperbau, meine Ausstrahlung, mein Wesen und mein Verhalten bekommen. Das war’s dann aber auch mit Ausstellungen.
Mein Frauchen und ich konzentrieren sich jetzt auf die wesentliche Dinge im Leben und das ist der Besuchsdienst und die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Am 03. Februar 2005 sind Frauchen und ich von einigen Therapeuten des Diakoniewerkes Kropp eingeladen worden, uns und unsere Einsätze vorzustellen. Das war spannend. Anscheinend haben wir uns gut vorgestellt, denn schon am 03. März kam der Anruf, dass es losgehen kann. Regelmäßiger ehrenamtlicher Einsatz im Diakoniewerk im Haus Bethlehem. Es ist einfach toll, wie die Bewohner sich freuen, wenn sie mit mir spielen können, mich streicheln und natürlich mit Leckerli füttern dürfen.
Bis heute bin ich regelmäßig in diesem Haus, gehe mit einem Bewohner spazieren und spiele mit denen, die nicht mehr so gut zu Fuß unterwegs sind. Seit einiger Zeit ist auch Gina ab und zu mit im Einsatz.
Ein weiteres Haus ist im Laufe der Zeit dazu gekommen, dort sind die Bewohner keine Bewohner, sondern Gäste, die den Tag dort verbringen, ansonsten aber bei ihren Familien leben. Hier spiele ich im sog. „Stuhlkreis“ viele lustige und spannende Spiele.
Ich habe auch schon eine junge Frau, die einen Schlaganfall hatte, regelmäßig besucht und mich mit ihr beschäftigt. Das war anstrengend und schön zugleich. Ich bin für viele Tätigkeiten offen, nur Aufdringlichkeiten und große Unruhe mag ich nicht, da kann ich mich nicht konzentrieren.